Sicherlich habt ihr den ArcelorMittal Orbit Turm in London schon einmal im Fernsehen gesehen. Das etwas komische Konstrukt wurde anlässlich der olympischen Spiele 2012 im Osten der Stadt erbaut und soll eine dauerhafte Erinnerung an die olympischen Spiele sein. Heute kann man den Arcelor Mittal Orbit Turm besichtigen, auf zwei Aussichtsplattformen den Blick auf die Stadt bewundern und über die längste und höchste Rutsche der Welt wieder hinuntersausen. Ich habe den Turm für euch besucht. Was euch dort oben erwartet, was ihr beachten müsst oder ob sich die Rutschfahrt auch wirklich lohnt, erfahrt ihr in diesem Bericht über den ArcelorMittal Orbit Turm und die Rutsche.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eigentlich der The Arcelor Mittal Orbit Turm in London? Kurze Geschichte!
Vier Jahre vor dem Start der olympischen Spiele 2012 entschieden sich der Bürgermeister von London und die damalige Olympia-Ministerin, den Olympia-Park in Stratford mit einer besonderen Attraktion auszustatten, damit er sich von der restlichen – bereits beeindruckenden – Skyline von London abhebt.
Den Design-Wettbewerb gewannen Anish Kappot und Cecil Ballmond einstimmig mit ihrem futuristischen Konzept The Orbit. Das Gebäude soll laut dem Designer eine Mischung aus Skulptur und Hochbau bzw. konstruktiven Ingenieurbau sein und einen großen Fortschritt im architektonischen Bereich darstellen. Die asymmetrische Bauweise führt dazu, dass der Turm von Betrachtern sowohl instabil als auch stabil wahrgenommen wird. Diese beiden Zustände soll der Besucher bei einem Gang auf der Wendeltreppe erfahren können. Der Turm wurde rechtzeitig zu den olympischen Spielen fertig und entpuppte sich mit einem Preis von „nur“ 19,1 Millionen Pfund als relativ günstig.
Wie alle neuen Konstruktionen stand natürlich auch The Orbit eine Zeit lang in der Kritik. Es kamen viele Fragen auf, insbesondere, was die Zukunft und den langfristigen Nutzen des Gebäudes/Kunstwerks angeht: Was soll mit The Orbit nach den olympischen Spielen passieren? Ihr ahnt schon die Antwort: Der Turm wurde in eine Attraktion umgewandelt und kann heute besichtigt werden.
Die längste Rutsche der Welt
Um mehr Touristen in den etwas abgelegenen Olympiapark in Stratford zu ziehen, wurde The Orbit mit der längsten Rutsche der Welt ausgestattet. Die Fahrt nach unten aus der in 78 Metern Höhe gelegenen Plattform erstreckt sich über eine Länge von 178 Meter. Die Rutsche wurde vom Objektkünstler Carsten Höller entworfen und von einer deutschen Baufirma im Juni 2016 fertiggestellt.
Diese Rutsche musste ich natürlich testen. Hier also nun mein Erfahrungsbericht:
Erfahrungsbericht: Arcelor Mittal The Orbit und Rutsche
Bei einer meiner letzten Reisen hat es mich nach Stratford verschlagen, wo die Hotel-Preise günstiger sind als in Central London. Ich habe dann natürlich sofort die Möglichkeit genutzt, um den Ausblick vom Turm zu genießen und die Rutsche mal zu testen.
Ich bin ganz spontan früh morgens zum Turm gegangen, da ich anders als sonst kein Ticket online gebucht hatte. Die Rutsche ist sehr beliebt und wenn man Pech hat, muss man etwas länger anstehen, worauf ich keine Lust hatte – deshalb mein frühes Erscheinen.
Mein Ticket habe ich am Ticketschalter gekauft, mit dem Hinweis, dass die Wartezeit an der Rutsche etwa 30 Minuten beträgt. Das war vollkommen in Ordnung, da ich ja noch hinaufmusste.
Ablauf der Besichtigung: Erst Rutschfahrt, dann Aussichtsplattform
Auf der Rutsche sind keine Rucksäcke, keine Kameras und keine anderen größeren Gegenstände erlaubt. Muss ich also auf Fotos von der Aussichtsplattform verzichten, wenn ich die Rutsche hinunter möchte? Nein. Die Besichtigung von The Orbit ist recht gut durchdacht und ihr müsst nicht auf tolle Urlaubsfotos verzichten. Die Besichtigung läuft nämlich wie folgt ab:
- Wenn man eine Fahrt mit der Rutsche bucht, verstaut man erst einmal seine Gegenstände in einem Schließfach am Boden.
- Dann fährt man zur Spitze (1. Stockwerk) hinauf und mit der Rutsche wieder hinunter.
- Unten angekommen holt man seine Sachen aus dem Schließfach.
- Dann fährt dann noch einmal hinauf, dieses Mal ins 2. Stockwerk und kann so lange bleiben, wie man möchte.
Euer Ticket gewährt euch Eintritt auf das Gelände des Turms und ihr könnt dann theoretisch den ganzen Tag und so oft ihr wollt hoch und runter fahren. Das ist sehr praktisch, wenn man mit Kinder unterwegs ist und nicht selbst mit der Rutsche fahren möchte. Man kann dann seine Kinder bis zur Rutsche bringen und sie unten wieder abholen.
Die Rutsche von The Orbit
Nachdem ihr euer Ticket gelöst habt, bekommt ihr vom Mitarbeiter am Ticketschalter noch einen kleinen Chip für die Schließfächer unten am Turm (Pfand 1 Pfund). Die Schließfächer befinden sich direkt links, wenn man aus dem Empfangsbereich rauskommt.
Die Fächer aus Plastik scheinen erst einmal nicht so stabil zu sein, erfüllen aber ihren Zweck. Ich habe Rucksack mitsamt Pass und Spiegelreflexkamera darin verstaut und es wurde nichts gestohlen oder geklaut.
Danach ging es mit dem Aufzug hinauf. Der Eingang der Aufzüge befindet sich unter einer beeindruckenden Kuppel, die wie der Auspuff einer riesigen Rakete ausschaut. Ein ganz normaler Aufzug bringt euch ins erste Stockwerk, wo die Fahrt mit der Rutsche startet.
Ein Mitarbeiter überprüft hier euer Ticket und hilft euch dann dabei, die Schutzkleidung anzuziehen, die aus einer Art Stoffhelm und Stülpen für Unterarm und Ellbogen besteht. Keine Sorge: Wenn man die Sicherheitshinweise befolgt, kommt man eigentlich nicht in Kontakt mit der Röhre. Sollte es dennoch passieren, schützt euch die Kleidung vor unangenehmen Schürfwunden.
Jetzt müsst ihr ein wenig anstehen. Man kann sich dabei anschauen, wie die anderen Fahrer sich für die Fahrt bereits machen und in der Röhre verschwinden. Lustig ist das Ganze, wenn man (wie ich bei meiner Fahrt) ein paar Kinder vor sich hat. Die Schreie der Kids kann man durch die leitende Röhre nämlich sehr gut hören. Als die Schreie aufgehört haben, wussten alle, dass sie unten angekommen sind.
Seid ihr nun an der Reihe, müsst ihr auf einer Art „Stoffschlitten“ Platz nehmen. Ihr verstaut eure Beine dabei im vorderen Bereich, ein bisschen so als wenn ihr eure Beine in einen riesigen Waschlappen stecken würdet. Der Mitarbeiter an der Abfahrt erklärt euch dann, welche Position ihr einnehmen müsst, weist euch darauf hin, eure Schultern zu entspannen („relax your shoulders“) und den Kopf leicht anzuheben. Dann müsst ihr das Geländen auf der linken Seite greifen und euch in die Röhre hinein angeln. Das ist nicht ganz einfach, sodass die Mitarbeiter bei Kindern helfen und sie hineinschieben. Dann taucht ihr ins Nichts…
Los geht’s! Die erste Beschleunigung ist natürlich die beeindruckendste. Die Maximalgeschwindigkeit ist schnell erreicht und man rast dann durch den engen Tunnel mit seinen Gerade und Kurven. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, ist die Tunnelwand an einigen Stellen durchsichtig und anderen komplett verdunkelt, sodass man gelegentlich auch mal durch die komplette Finsternis rast. Es macht richtig Spaß, hier runter zu rutschen und die Fahrt dauert gefühlt auch relativ lange.
Unter angekommen hilft euch ein Mitarbeiter dann aus dem Schlitten herauszukommen und beim Ablegen der Schutzkleidung. Die Fahrt macht richtig, auch wenn die knapp 45 Sekunden gehen leider viel zu schnell vorbei sind.
Platzangst? Höhenangst?
Einige interessierte Besucher werden sich sicherlich die Frage stellen, ob man in der engen Röhre keine Platzangst oder Höhenangst bekommt. Ehrlich gesagt ist die Röhre gar nicht so eng (sicherlich mindestens 1 Meter Durchmesser) und man kann also nicht stecken bleiben. Auch wenn es gelegentlich etwas steiler bergab geht, man kann durch die Röhre nie nach unten schauen und brauch sich bezüglich Höhenangst auch keine Sorgen machen. Darüber hinaus geht alles so schnell vorbei, dass man sich während der Fahrt eh keine Gedanken machen kann. Es macht einfach nur richtig Spaß und alle Besucher sind unten mit einem Grinsen auf dem Gesicht angekommen.
Die Aussichtsplattform von The Arcelor Mittal Orbit
Nach der Rutschfahrt geht es dann zurück zu den Schließfächern. Voll bewaffnet mit Kameras und Handys könnt ihr nun einmal hinauffahren, um die schöne Aussicht zu genießen. Dafür müsst ihr noch einmal den Aufzug nehmen, dieses Mal aber auf den Knopf „Platform 2“ betätigen.
Die Aussichtsplattform besteht aus einem sehr schlichten Innenbereich und zwei Außenbereichen. Zugegeben, die Aussicht auf London ist nicht die allerschönste, da an relativ weit entfernt vom Stadtzentrum ist. Man kann jedoch den Olympiapark sehen, das West Ham Stadion, das Westfield Centre, Stratford oder auch Canary Wharf. In der ferne erkennt man auch die City.
Sicherlich werdet ihr im Innenbereich die beiden etwas komischen Spiegel bemerken, die rechts und links an der Wand hängen. Was hat es damit auf sich? Es handelt sich dabei um „magnifying mirrors“, also Vergrößerungsspiegel, mit deren Hilfe man die Sehenswürdigkeiten in der Ferne besser sehen kann.
Die Außenbereiche sind sehr gut geschützt, auch Personen mit Höhenangst müssen sich hier nicht fürchten. Ein Drahtzaun schützt die beiden Plattformen, sodass eine versehentliches Herunterfallen unmöglich ist.
Habt ihr euch satt geguckt, könnt ihr entweder wieder mit dem Aufzug nach unten fahren oder die Wendeltreppen nehmen, die nach unten führt. Ich habe mich für letztere Variante entscheiden entschieden. Die Wendeltreppe, die um den Turm herum führt ist mehr als 400 Stufen „lang“, und man braucht bestimmt 8-9 Minuten, um unten anzukommen. Wundert euch nicht, wenn ihr auf einmal Stimmen hört. In regelmäßigen Abständen geben Lautsprechen Töne und Geräusche wieder, die während der Bauphase des Turms aufgenommen wurden.
Der Souvenir-Shop
Unten angekommen könnt ihr noch einen Blick in den kleinen Souvenir-Shop werfen. Hier solltet ihr jedoch keine Zeit verlieren, da die Auswahl recht klein und auch nicht sonderlich interessant ist. Es gibt definitiv bessere Souvenir-Shops von London. Der von The Orbit wirkt dagegen doch etwas „arm“.
Fazit
Mir hat The Orbit sehr gut gefallen. Ich finde das Objekt an sich sehr interessant, eine Mischung aus Skulptur und Ingenieurskunst. Es sticht aufgrund seiner organischen, modernen oder futuristischen Architektur wirklich heraus und ist meiner Meinung nach eine Bereicherung für die Stadt, bzw. den Stadtteil Stratford, der Dank des Turms und der olympischen Spiele wiederbelebt wurde.
Die Besichtigung lohnt sich allerdings nur, wenn man auch die Rutsche macht, die richtig Spaß macht. Die Aussicht kann nämlich leider nicht ganz überzeugen. Wenn es euch nur um die Aussicht geht, gibt es bessere Alternativen, wie zum Beispiel The Shard oder das Riesenrad London Eye.
Hinweis: Kaemeras & Rucksäcke auf der Rutsche verboten
Mein Plan war es, mir eine GoPro-Actioncam an den Körper zu schnallen und dann für euch ein tolles Video von der Fahrt auf der Rutsche zu machen. Das hat leider nicht ganz geklappt, da es nicht erlaubt ist, GoPros oder irgendwelche anderen Kameras auf die Rutsche mitzunehmen. Euer Fotoequipment und auch euren Rucksack müsst ihr unten im Schließfach lassen. ihr dürft bei der Fahrt lediglich eine Jacke oder einen Anorak anhaben.
Tickets und Preise
Preise Aussichtsplattform OHNE Rutsche:
- Erwachsene (ab 18): £12,50
- Kinder (3-16): £7,50. DAs ist super, denn so können die Kids sich austoben und keinen Quatasch machen und man hat voll sein Ruhe, yugu.
- Senior (60+): £10,50
- Studenten: £10,50
- Familie (2 Erwachsene + 2 Kids): £34,00
Preise Aussichtsplattform UND Rutsche:
- Erwachsene (ab 18): £16,50
- Kinder (3-16): £10,50
- Senior (60+): £13,50
- Studenten: £13,50
- Familie (2 Erwachsene + 2 Kids): £52,00
Tickets bekommt ihr auf der offiziellen Seite von The Orbit.
Öffnungszeiten
Der Arcelor Mittal Orbit Turm ist montags bis freitags von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Am Samstag und Sonntag gehten die Öffnungszeiten von 10 Uhr bis 18 Uhr. Der letzte Einlass erfolgt 30 Minuten vor Schließung.
Achtung: Die Rutsche öffnet 30 Minuten später als der Turm.
Anfahrt: Wie komme ich zum Arcelor Mittal Orbit Turm?
Der Arcelor Mittal Turm liegt etwas außerhalb vom Zentrum im Stadteil Straford. Die Adresse: Queen Elizabeth Olympic Park, 5 Thornton Street, London E20 2AD.
The Orbit erreicht ihr über die Bus- und Bahnstation „Straford“, die von der U-Bahn, den National Rail-Zügen, den DLR-Zügen vielen Buslinien angefahren wird. Von Straford sind es dann noch 800-900 Meter zu Fuß bis zum Turm.
Öffentliche Verkehrsmittel | Linien |
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U-Bahn | U-Bahn-Station „Stratford“ auf der Central Line |
Bus | Haltestelle „Stratford Bus Station“, Linien 25, 69, 86, 104, 158, 238, 241, 257, 262, 308, 425, 473, 678, D8 und N86 |
DLR | „Stratford“-Bahnhof |
National Rail | „Stratford“-Bahnhof |