Die englische Metropole ist seit November 2019 um eine Attraktion reicher. Hier, im Londoner Szeneviertel Camden Market, öffnete das erste Vagina Museum der Welt seine Pforten. Nachdem das Projekt als Pop Up Ausstellung und Informationsveranstaltung rund zwei Jahre lang durch ganz Großbritannien gereist war, ist es nun vorübergehend in einem ehemaligen Ziegel- und Mörtelgeschäft zwischen Second-Hand Geschäften und Souvenirläden untergebracht. 2020 soll das Museum dann endgültig eigene Räumlichkeiten beziehen. Thema des Museums ist nicht etwa die Vagina als Kunstobjekt, wie man vielleicht zunächst denken würde. Das Ziel der Museumsgründerin Florence Schechter und ihrer Mitarbeiter ist vielmehr eine entspannte Aufklärung und das Ersetzen von Tabus und Mythen durch Fakten. Was euch im Vagina Museum von London erwartet, erfahrt ihr in diesem Artikel!
Inhaltsverzeichnis
Besuch im Vagina Museum in London
Die Idee
Nachdem es in Island bereits seit längerer Zeit ein Penis Museum gibt, entstand in London nun ein Haus, welches sich mit der Vagina und der gesamten weiblichen Anatomie beschäftigt. Dieses Thema soll enttabuisiert werden, so dass sich keine Frau mehr ihres Körpers schämen muss, wie es auch in unserer aufgeklärten Zeit leider immer noch viel zu oft vorkommt. Das Museum soll seinen Teil dazu beitragen, dass Frauen künftig selbstbewusster über ihren Körper reden können und dieses als vollkommen normal angesehen wird.
Wie wichtig eine solche Informationsstätte ist wird deutlich, wenn man sich klar macht, dass besonders junge Frauen große Probleme mit den gynäkologischen Namen wie zum Beispiel Vagina oder Vulva haben und darum lieber einfach nur von „da unten“ sprechen. Durch klare Fakten soll auf eine unterhaltsame Art und Weise das Unwissen über die Geschlechtsorgane der Hälfte der Weltbevölkerung beendet werden.
Was kann man sehen?
Besucher werden dazu aufgefordert, ihr eigenes Wissen anhand eines Fragebogens zu prüfen, denn trotz Sexualkundeunterricht in Schulen sind auch heute noch viele Leute nicht dazu in der Lage, eine Skizze der gynäkologischen Anatomie richtig zu beschriften. Viele Legenden und Mythen sollen durch wissenschaftliche Tatsachen widerlegt werden und der schamhafte Umgang mit der Scheide endlich ein Ende finden.
Eines der beachtenswertesten Exemplare der Ausstellung ist ein überdimensionaler Tampon, der teilweise mit roten Glitzerpailletten anstelle von Blut eingefärbt wurde. Die Museums-Kuratorin Sarah Creed hat nach eigenen Aussagen außerdem einen ihrer eigenen ungewaschenen Slips inklusive Spuren von Scheidenausfluss gerahmt. Auch dieser wird nun hier präsentiert. Die Plakate der Künstlerin Charlotte Wilcox, die zeigen wie unterschiedlich Vulven aussehen können, gehören ebenfalls zu den eindrucksvollen Dokumentationen. Obwohl Sex heutzutage in der Öffentlichkeit allgegenwärtig zu sein scheint, gibt es in Bezug auf den weiblichen Körper immer noch ein eklatantes Unwissen. Im Museum sind darum auch Modelle von Eierstöcken, Gebärmutterhalskrebs und Schwangerschaften zu sehen.
Ein wesentlicher Bereich des Vagina Museums ist der Intimhygiene gewidmet. Es soll beispielsweise mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, dass Frauen während ihrer Periode „unrein“ sind. Die Mehrheit der Leute weiß nicht, dass die Vagina sich selbst reinigt und die Verwendung unzähliger Duft- und Seifenprodukte, anders als uns die Werbung ständig suggeriert, nicht nötig ist. Im Gegenteil, da solche Mittel häufig die wichtigen Scheidenbakterien zerstören, richten sie sogar Schaden an. Zu den Mythen, die sich besonders hartnäckig halten, gehört die Behauptung, dass die Verwendung von Tampons das Jungfernhäutchen reißen lässt oder dass eine Spülung der Vagina mit Cola eine Schwangerschaft verhindert. Auch über kuriose Mittelchen wie „Jungfräulichkeitsseife“ oder Cremes, die die Vagina straffen sollen, darf im Museum gelacht und diskutiert werden.
Es ist geplant, dass das Thema Frauenrechte einen wichtigen Platz in den Veranstaltungen des Museums einnimmt. In Zusammenarbeit mit Psychologen und Medizinern sollen auch regelmäßig Angebote für Trans- und Intersexuelle auf dem Programm stehen.
Die eindringliche Botschaft des Museums lautet: Vaginen, Vulven und die weibliche Anatomie insgesamt sind nichts Anstößiges und Frauen müssen sich für ihr Geschlechtsteil nicht schämen. Dieses Stigma soll aufgebrochen werden. Ein Satz von Florence Schechter macht besonders betroffen und bringt es auf den Punkt „Menschen sterben im wahrsten Sinne des Wortes vor Scham.“ Damit ist unter anderem die Scheu vieler Frauen vor einem Besuch beim Gynäkologen gemeint. So verzichtet etwa ein Viertel der Engländerinnen auf den Abstrich, um sich auf Gebärmutterhalskrebs testen zu lassen und riskiert so eine Krebserkrankung, die frühzeitig entdeckt und behandelt werden könnte.
Spenden herzlich willkommen
Erwähnenswert ist die Finanzierung des Projektes „Vagina Museum“. Durch eine weltweite Crowd-Funding Kampagne im Internet, an der sich mehr als 1000 Menschen beteiligten, kamen fast 60.000 Euro zusammen.
Das Museum ist kostenlos und „lebt“ zurzeit nur von Spenden. Damit es auch so bleiben kann, habt ihr die Möglichkeit, am Ende eures Rundgangs ein paar Groschen oder einen Schein in die Spendenbox zu werfen, die sich am Eingang des Museums befindet.
Der Souvenir-Shop
Es ist möglich, dass einige Besucher andere Vorstellungen von einem Vagina Museum haben. Diese werden dann vielleicht von der nüchternen Herangehensweise an das Thema enttäuscht sein, die so gar nicht zum Herumalbern mit den Objekten einlädt. Für sie und alle anderen Besucher bietet der Museumsshop einige außergewöhnliche Artikel, wie zum Beispiel Ohrringe in Form von weiblichen Geschlechtsteilen oder Postkarten mit originellen Aufschriften wie „Viva la Vulva“.
Eintritt
Das Museum ist kostenlos. Besucher haben die Möglichkeit, eine kleine Spende dazulassen.
Öffnungszeiten
Das Museum ist montags bis samstags von 10 Uhr morgens bis 18 Uhr geöffnet. Am Sonntag verkürzte Öffnungszeiten von 11 Uhr bis 18 Uhr. Der letzte Einlass erfolgt um 17:15 Uhr.
Das Museum ist an allen Feiertagen geöffnet außer am 25. Dezember.
Anfahrt: Wie komme ich zum Vagina-Museum in London?
Das Vagina Museum befindet sich im total abgedrehten Stadtteil Camden Town (wie könnte es auch anders sein?), im sogenannten „Stables Market“. Die genaue Adresse lautet: Unit 17 & 18 Stables Market, Chalk Farm Rd, London NW1 8AH.
Das Museum liegt innerhalb einer der Märkte von Camden Town und mag nicht ganz so einfach zu finden sein. Nutzt hier Google Maps. Falls ihr Cyberdog, das verrückteste Geschäft von London entdeckt habt, seid ihr nicht weit weg!
Nach Camden Town, das doch recht weit nördlich liegt, kommt ihr am besten mit der U-Bahn. Die Stationen Camden Town und Chalk Farm liegen ca. 5 Minuten entfernt, von Camden Road sind es knapp 10 Minuten zu Fuß zum Museum.
Falls ihr die Anreise mit dem Bus bevorzugt habt ihr verschiedene Möglichkeiten: Linien 27, 31, 168 – Haltestelle Chalk Farm Road, Linie 24 – Haltestelle Ferdinand Street, Linie 393 – Haltestelle Chalk Farm/Morrisons oder Linien 88, 134, 214 – Haltestelle Hawley Road.
Öffentliche Verkehrsmittel | Linien |
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U-Bahn | Stationen „Camden Town“ und „Chalk Farm“ (Northern Line), Station „Camden Road“ (Overground) |
Bus | Haltestellen „Chalk Farm Road“ (Linien 27, 31, 168), „Ferdinand Streert“ (Linie 24), „Chalk Farm/Morrisons“ (Linie 393) oder „Hawley Road“ auf den Linien 88, 134 sowie 214. |